lyrikfürleute
Gedichte und Fotos
Hanne Strack
Mensch
ich brauch dich
dein DaSein
dein NahSein
dein Kümmern
dein Erzählen
dein Nerven
dein Lachen
und Weinen
dein Gesicht
und deine Hand
deine Ruhe
deinen Lärm
dein Mitgefühl
deinen Gesang
du Mensch in allen Variationen
du Frau du Mann du Tochter
du Sohn
du Mutter du Vater
du Freundin
du Nachbar
du Fremder
du Mitmensch du Unmensch
du an der Kasse vor mir
und dahinter
ich brauch dich du
Mensch
Hoffnung
ein Wort ist ein Raum
der zum Verweilen lädt
Gott und Menschen
können sich darin niederlassen
bei offenem Fenster
flattern Vögel herein
kleine Raupen
kommen durch Ritze gekrochen
bis sie als Schmetterlinge
hinausfliegen
auf der Suche nach neuen Räumen
der 3. Lyrikband ist im Oktober 2023 erschienen
ISBN: 9 783757 886899
Dorante Edition
Flötentöne
treffen auf`s Wort
verwirbeln die Buchstaben
tanzen ins Ohr
zerfließen im Satz
duren und mollen
schmollen und schmeicheln
summen und singen und trippeln und trällern
zwitschern und tirilieren
klingen und klagen und weinen
lächeln - leise
fliegen vorbei
berühren
ich bin nur zu Besuch hier
weiß nicht recht
woher wohin
gekommen um zu gehen
hungrig am gedeckten Tisch
bleiben so viele Fragen
unbeantwortet
im Raum
mit wackliger Kompassnadel
Gegend erkunden
zögerlich
nach dem Weg suchend
entscheide mich
zu staunen
ich bin nur zu Besuch hier
tolle Rückmeldungen bekommen, die von Tine war besonders:
Du bist schuld !
Dein Buch hat mir
den ganzen Nachmittag geklaut
eigentlich hätte ich wollte ich sollte ich
hab nicht
Danke !
von Jutta
halt`mich nicht für verrückt
doch manchmal bin ich entzückt
vom Leben und Lieben vom Weinen und Lachen
vom Wut entfachen
und vom Versöhnen und Vertragen
vom Nichtverzagen
halt`mich nicht für verrückt
wenn ich seh`den einen Tag grau den anderen rot
nein ich sprech nicht vom Tod
sondern Leben in bunt
manchmal läuft`s völlig rund
und dann wieder rosarotviolett
kariert komplett
halt`mich nicht für verrückt
ich träum`noch
von Frieden und Gleichheit auf dieser Welt
beim Aufwachen seh`ich die Gier
nach Macht und nach Geld
halt` mich nicht für verrückt
die Welt scheint geglückt
wenn Waffen schweigen und Menschen sich zeigen
füreinander da
sich nah
halt`mich für verrückt
ist doch legal
total
phänomenal
mal nicht digital
zumal...
sei`s drum
egal
angekommen
unterwegs in Gedanken
Koffer vom Speicher geholt
mit den bunten Aufklebern
dieser Welt
unterwegs in den Bildern
vergangener Zeiten
Erinnerungen
unterwegs in zerfließenden Worten
dem Schwarzweiß
der Buchstaben
um dann
endlich
anzukommen dort
wo zwei Flüsse sich treffen
die Wasser sich vermischen
zuhause
an der Mainspitze
angekommen
wo zwei Flüsse sich treffen...
Mainspitze
grünrotgelb
der Wald
ist am schönsten
vor dem langen Schlaf
wenn die Farben der Blätter
eine Wärme ausstrahlen
die den Sommer in den Schatten stellt
das Leben
in einer Buntheit ausgemalt
als könne es niemals enden
abblätternde Liebeserklärung
an diesen Ort
Erde
Waldbegegnung
Reh - Meeting
so für mich hin
lief ich durch den Wald,
mutterseelenallein, und mir war kalt.
Da traute ich meinen Augen kaum,
ein Reh direkt vor mir, war das ein Traum?
Der Anblick umwerfend, meine Nase taute auf,
war es festgefroren oder nur leicht schräg drauf ?
Wir sahen uns in die Augen mit langem Blick,
es wich nicht vor und nicht zurück.
Es machte nichts anderes als einfach nur stehen,
mir fehlte die Erfahrung mit solchen Rehen!
Wir nickten uns ganz leise zu,
dabei kamen plötzlich alle Gedanken zur Ruh`
es war die reine Meditation,
dagegen Osho ein einziger Hohn.
Und plötzlich verstand ich die Welt, wie sie ist,
vergaß alle Meetings und den anderen Mist,
hatte ne Welle direkt zu dem Reh,
spürte das Leben bis im kleinen Zeh.
Ich machte die Augen einfach zu,
und freute mich auf unser nächstes Rendezvous,
als ich sie öffnete, oh Schreck!
Mir war`s saumäßig kalt und - das Reh war weg !
der Morgen
wenn die verbrauchten Tage verglühen
wie Sternschnuppen
in August durchstrahlten Nächten
wenn Blättern gleich
die Nächte
im nebligen Novembergrau verfliegen
und kalter Mond
sich müht zu wärmen
wenn in den Zeitkammern unseres Lebenshauses
die Regale überquellen
die Tür verschlossen ins Zurück
der Blick nach draußen
nur durch mattes Fensterglas
dann einzig hilft
der Morgen
mit seinem Schimmern
das die Wolken durchdringt
heut` ist ein Tag
zum Träumen
der Nebel hüllt uns ein
das Außen scheint verschwunden
der Mensch so klein
wo ist des Weißes Glitzern
wo letzter Sonnenstrahl
die Berggipfel verschluckt
wie - weggeduckt
und mitten in dem Nebel
träum ich von Hoffnung pur
auf`s Glitzern Flimmern Strahlen
von weitem eine Spur
Blickrichtung heut`nach innen
das Wissen nur tief drinnen
der Nebel es verdeckt
was da ist hoffentlich uns bleibt
alle Zeit
in den Zeiten
als ein Weiß
die Schwere von Sommer und Herbst überdeckte
Grauheiten begrub
da konnten wir Luft holen
unter dem Schnee
einatmen
für den nächsten Frühling
mit seinem Aufbruch
den Mühen eines Neubeginns
in den Zeiten
war die Wärme warm und wohlig
in Erwartung von Grün
heute
in Zeiten des fehlenden Weiß
schmelzen kleinste Schneeflocken
bevor sie uns
über den Winter bringen konnten
Spiegelungen
des Mondes
im See
der Wolken
im Fluss
der Bäume
in den Pfützen der Waldwege
von mir selbst
in zusammengefügten Wörtern
aus Mund und Feder
schnell verwirbelt
im Wind
verschwommen
im Regen
verzerrt verfärbt verblasst
mit der Zeit
die Wahrheit
liegt wo?
wenn überhaupt
Wege
abgebogen
in der Fülle keinen Sinn mehr erkannt
in der Kompliziertheit sich verloren
im Lärm abgetaucht
hastend in der Geschwindigkeit
abgebogen
an einer Wegkreuzung
Einfachheit als Richtung gesehen
im Einzelnen das Ganze gespiegelt
in der Langsamkeit eine Zeitform entdeckt
in der Stille Zuflucht gefunden
Lächeln üben
in dunklen Zeiten
(auch mit Mundschutz)
wenn Schatten
über das Gesicht ziehen
die Haut spannt
und der Mund schmäler wird
Lächeln üben
in schweren Zeiten
wenn das Lachen im Hals steckenbleibt
und die Gefahr des Totlachens heraufzieht
Übung macht den Meister